(aktualisiert 15.10.2005)
SIMSON Elek-Tricks
Frohe Botschaft: die SIMSON Elektrik ist einfach!
Leider tragen weder das Kabelgewirr hinter dem Zündlichtschalter, noch die veröffentlichten
Schaltbilder sehr zu dieser Erkenntnis bei. :-(
Weil ich weiß, daß viele Zwei- und Dreirad-Kollegen mit dem Kupferwurm auf dem Kriegsfuß stehen, gebe ich hier meine gesammelten Erfahrungen zum Besten.
Meine Erfahrungen kommen vom Wiederaufbau sowohl einer DUO als auch einer S51.
Dann "darf" ich auch immer wieder dazu beitragen, daß die Schwalbe fahrbereit bleibt.
Dazu habe ich mich auch ein wenig in die Elektrik dieser Fahrzeuge vertieft. Grundsätzlich habe ich festgestellt, daß die Schaltpläne der bei mir vorhandenen SIMSON-Fahrzeuge recht ähnlich sind. Wer ein anderes als die hier beschriebenen Fahrzeuge hat, sollte deshalb vieles auch in seiner SIMSON wiederfinden.
Bei der mit Elektronik "vollgestopften" SR50 muss ich noch einen thermischen Kupferwurm suchen. Darum habe ich dazu noch kaum Erfahrung, aber bei Studium des 12-Volt Schaltplans sind mir wieder viele Ähnlichkeiten aufgefallen.
Wichtig!! ich gebe hier meine Erfahrungen an Euch weiter, das heißt nicht, daß ich alles weiß und auch immer alles richtig mache, es heißt noch nicht einmal, daß das, was ich hier schreibe, 100% richtig sein muss. Auch ich kann mich irren und lerne am meisten aus meinen eigenen Fehlern. Bitte beachtet, daß ich keine Verantwortung für das übernehmen kann, was Ihr an Euren Maschinen verändert oder falsch macht. Versteht daher meine Elek-Tricks nicht als blind zu befolgende Anleitung, sondern nur als Anregung zum Nachdenken und selbstverantwortlichen Selbermachen. Ich habe auch keine Ahnung, ob die beschriebenen möglichen Veränderungen an der Elektrik zum Erlöschen der Betriebserlaubnis führen.
Kurz und knapp: alles was hier steht, steht hier unter Ausschluss jeglicher Haftung
Für die grundsätzliche Funktion der Zündung ist bei allen SIMSON Modellen weder eine Batterie, noch der Zündlichtschalter oder
eine großartige Verkabelung notwendig. Bei der Schwalbe mit innenliegender Zündspule ist außer der Zündleitung keinerlei Kabel notwendig. Bei den SIMSON Modellen mit externer Zündspule wird nur noch eine Leitung zur Klemme 1 der Zündspule benötigt und eine ordentliche Masseverbindung zwischen Motorgehäuse und Zündspule - Klemme 15.
Mehr dazu siehe unter Lichtmaschine und Zündung.
- Lichtmaschine
Aus der Lichtmaschine kommt ein vieradriges Kabel, das zu Steckkontakten am
Zündlichtschalter, bzw. dem Sicherungshalter führt. Bei der Schwalbe mit innenliegender Zündspule können für die grundsätzliche Funktion der Zündung alle vier Kabelenden unbeschaltet bleiben (aber gut isolieren). Die Rückleitung erfolgt überall über Klemme 31, Kabelfarbe braun und ist an Masse angeschlossen: den Fahrzeugrahmen. Wenn alles in Ordnung scheint, aber trotzdem kein Strom fließt, könnte es an einer zu guten Lackierung = Isolierung liegen. Um das Problem zu verhindern/beseitigen, habe ich vom Motorgehäuse eine eigene Masse-Leitung an alle Verbraucher gezogen.
Scheinwerferspule: Kabelfarbe rot/weiss, geht an Klemme 59 am Zündlichtschalter und versorgt nur die Zweifadenbirne im Hauptscheinwerfer. Es gibt verschiedene Ausführungen, die 15, 25 oder 35 Watt bei 6 Volt liefern.
Die Prüfung der Lichtspule kann bei laufendem Motor mit einer Prüflampe direkt am Kabelende erfolgen. Bei einem Fehler im Zündlichtschalter kann der Anschluß auch direkt zum Abblendschalter geführt werden. (Dauerlichtbetrieb, ohne Lichthupe)
Ladespule: Kabelfarbe rot/gelb für die Batterieladung geht an die Ladesicherung Klemme 59a und Kabelfarbe grau/rot Klemme 59b für das Schluß/Bremslicht, geht zum Dreifachverteiler auf dem Zündlichtschalter. Die Prüfung der Ladespule kann bei laufendem Motor mit einer Prüflampe direkt an den Kabelenden erfolgen.
Besonderheit bei der DUO: Klemme 59a und 59b versorgen den Brückengleichrichter.
Primärspule/Zündspule Klemme 2, Kabelfarbe braun/weiß. Wird bei der Schwalbe mit innenliegender Zündspule nur zur Zündunterbrechung benötigt - Schalterstellung Aus bzw. Parklicht - dabei wird die Klemme 2 mit Masse verbunden und der Zündkontakt wirkungslos. Bei Defekt im Zündlichtschalter kann die Funktion durch einen "Killschalter" ersetzt werden. Bei der DUO oder anderen Maschinen mit außenliegender Zündspule wird auch noch Klemme 1 der Zündspule daran angeschlossen. Für die grundsätzliche Funktion der Zündung ist nur diese Verbindung notwendig. Alle anderen Leitungen können dazu unbeschaltet bleiben.
Die Stromkreise, die zu den drei verschiendenen Spulen gehören, sind weitestgehend voneinander getrennt. Einzig über die Masse haben sie einen gemeinsamen Bezugspunkt. So hat ein Defekt in einem Stromkreis keinen Einfluß auf die anderen.
( Einzig daß bei nicht funktionierender Zündung das ganze Motörchen nicht läuft.)
- Zündung
Das Einstellen von Zündzeitpunkt und Unterbrecherabstand ist kein elektrisches, sondern ein mechanisches "Problem", daß ich hier nur ganz kurz mit den Einstelldaten streife:
Der Zündzeitpunkt liegt bei 1,5 mm vor OT für die alten M53 Motore, bei 1,8mm vor OT für die neueren M531/541 Motore. Der Unterbrecherkontaktabstand beträgt einheitlich 0,4mm.
Die fummelige Einstellerei läßt sich vereinfachen, wenn man die aus einem alten Polrad heraustrennte Nabe verwendet. Aber Achtung: der Kegel auf der Kurbelwelle hat sich 1966 von 1:10 auf 1:5 geändert.
- Ladeanlage Die von der Lichtmaschine abgegebene Leistung und Spannung
ist abhängig von der Motordrehzahl. Damit einerseits auch schon bei niedriger Drehzahl eine ausreichende Leistung vorhanden ist und andererseits bei hoher Drehzahl nicht alle Glühbirnen wegen zu hoher Spannung durchbrennen, sorgen die Drosselspulen in der Ladeanlage für eine Strombegrenzung.
(Für Spezialisten: bei der Scheinwerferspule wird die
Begrenzung durch Sättigung beim magnetischen Fluß erreicht, es
gibt ja nur die Scheinwerferlampe als konstanten Verbraucher. Für die Ladespule muss mit
unterschiedlicher Last gerechnet werden. Der Wechselstromwiderstand der
beiden Drosselspulen steigt analog zur Frequenz der Wechselspannung
(Motordrehzahl) und begrenzt so den Strom.)

ältere Ausführung der Ladeanlage, links ist die isolierte grüne "wenig Ladung" Leitung zu sehen |
Integriert in die Ladeanlage sind drei Bauteile:
Ladedrosselspule mit Gleichrichter (nicht in der DUO) In den älteren
SIMSON-Modellen konnte der Ladestrom auf "viel" (Kabelfarbe grün/rot) und
"wenig" (Kabelfarbe grün) Ladung eingestellt werden. In den
neueren Modellen entfällt wegen des auch tagsüber eingeschalteten
Lichts die "wenig" Ladestrom Leitung. Das entsprechende Kabel wird an die
Ladestromsicherung angeschlossen. Das unbenutzte Kabel ist isoliert (im Bild ganz links). Der in
die Ladeanlage integrierte Gleichrichter macht aus der Wechselspannung der
Ladespule die für die Batterieladung notwendige Gleichspannung -
Kabelfarbe rot, geht zur Batteriesicherung.
Schlusslichtdrossel (nicht in der DUO) - Kabelfarben grau/schwarz an
Klemme 59b und den dreifach Verteiler auf dem Zündlichtschalter. Die
Anschlüsse können beliebig vertauscht werden - versorgt das
Rücklicht und die Tachobeleuchtung über den Zündlichtschalter Klemme 59b mit Spannung. |
Die Ladeanlage gibt es in verschiedenen Ausführungen, abhängig von der Leistung der Ladespule und auch der Batteriekapazität. Für die Prüfung der Drosseln wird eine 6V-Batterie und eine Prüflampe gebraucht. Ein Pol der Batterie wird direkt mit der Prüflampe verbunden, der andere mit einer Leitung der Drosselspule. Wenn die Schlusslichtspule in Ordnung ist, muss die Prüflampe bei Verbindung mit der zweiten Leitung der Drosselspule aufleuchten. Bei der Ladedrossel mit Gleichrichter reicht eine Prüfung nicht aus. Die Anschluß an die Batterie muss einmal umgepolt werden. Bei der einen Prüfung muss die Prüflampe aufleuchten, bei der anderen darf sie das nicht. Ist die Ladeanlage defekt, muss sie durch einen identischen Typ ersetzt werden.
Brückengleichrichter (nur für DUO) Weil in der DUO die Lichtmaschine an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit belastet wird, besteht die Ladeanlage einzig aus einem Plattengleichrichter.
- Zündlichtschalter
Der Zündlichtschalter erscheint wegen der vielen Steckanschlüsse als das komplizierteste Bauteil in der SIMSON-Elektrik. Bei der Schwalbe kommt erschwerend dazu, daß man im eingebauten Zustand in der Enge des Scheinwerfergehäuses kaum an die Kontakte herankommt und erst recht nicht die auf dem Schalterboden eingeprägten Klemmenbezeichnungen lesen kann. Beim Ausbau eines älteren Schalters bitte sehr vorsichtig die Kabel von den Steckkontakten ziehen, das Plastikmaterial des Schaltergehäuses bricht sehr leicht.
Schwalbe Schalter (von oben) mit Fassungen für Leerganganzeige (unten) und Tachobeleuchtung (rechts) |
Schwalbe Schalter von unten. Oben in der Mitte ist der Dreifachleitungsverbinder zu sehen, hier werden das grau/rote Kabel von der Lichtmaschine - Klemme 59b, ein grau/schwarzez Kabel der Schlußlichtdrossel sowie das Kabel zum Bremslicht angeschlossen (Kabelfarbe schwarz/rot).
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Der Zündlichtschalter ist verzichtbar, wenn man die Verdrahtung nach der Schalterstellung "Fahrt mit Licht" vornimmt (Siehe Schaltplan). Einzig zum Ausmachen des Motors braucht man einen Killschalter, der die Zündleitung - Klemme 2 - kurzfristig mit Masse verbindet. Dann kann allerdings jeder Dödel, der sich an der SIMSON zu schaffen macht, die Maschine anwerfen oder die Batterie leer hupen oder blinken. Bei der Qualität des Zünd"schlüssels" ist das aber auch bei eingebautem Schalter kein großes Problem. Schwerer wiegt eventuell, daß man dann immer einen Gang einlegen muss, damit die Leerganganzeige nicht die Batterie entleert.
- Schaltpläne Es sind im Internet an sehr vielen Stellen Schaltpläne für die verschiedenen SIMSON Modelle zu finden. Zumeist handelt es sich um eingescannte "Originalpläne", die jedoch, zumindest was Detailinformationen angeht, kaum leserlich sind. Klemmenbezeichnungen und Kabelfarben sind oftmals nicht zweifelsfrei zu entziffern.
Ausnahmen bestätigen die Regel: Bei Harald Moser gibt es sehr schöne neu gezeichnete farbige Verdrahtungspläne, die zusammen mit meinen, auch weniger geübten Kupferwürmchen auf die Sprünge helfen sollten.
Ich habe einige Pläne neu erstellt und dabei nicht die herkömmliche Form verwendet (Mittelding zwischen Lageplan und Verdrahtungsschema), sondern Schaltpläne gezeichnet, wie sie dem Elektroniker vertraut sind. Die örtliche Anordnung der einzelnen Komponenten geht dabei zwar verloren, der elektrische Zusammenhang wird aber klar.
Schaltplan der DUO 4/1
Schaltplan der S51 B1-4
Wer seine Maschine neu aufbaut und die Ausgabe für einen original Kabelbaum scheut, wird Probleme haben, die Kabel in den richtigen Farbkombinationen zu bekommen. Billigste Quelle ist der Schrottplatz, wo man mit ein wenig Mühe und Glück Kabel aus alten Autos finden kann.
Wer neue Kabel kaufen will, wird selbst beim örtlichen "Fach"handel kaum fündig. Das umfangreichste Sortiment habe ich beim Rockerversand Hamburg gefunden. Leider gibt es dort nur einfarbige Leitungen, aber das gleich in sechs verschiedenen Farben. Nur der Leitungsquerschnitt scheint zu schwanken, obwohl alle Kabel mit 1,5mm (nicht mm2) im Katalog stehen. Auch Bougierrohr in drei verschiedenen Durchmesser wird dort feilgeboten.